Die Software, welche bei unserem Laktattest verwendet wurde, stammt wahrscheinlich von MED-Tronik. Auf deren Seiten erfährt man ein paar weitere Hintergründe zu den benutzten Modellen.

Beim Freiburger Modell (wie bei uns angewendet) wird zur Berechnung der individuellen anaeroben Schwelle (IANS) der Mittelwert aus den ersten zwei gemessenen Belastungswerten (Basislaktat) berechnet und mit 2,0 mmol/l beaufschlagt. Bei mir waren das 2,0 und 2,1 mmol/l bzw. 2,05 mmol/l als Basislaktat, woraus eine IANS von 4,05 mmol/l resultiert.

Wenn nun aber keine zwei so niedrigen Werte erreicht werden und die Laktatkurve bereits beim zweiten Belastungswert nach oben abknickt (beispielsweise 2,0 und 2,7 mmol/l als erste Messwerte), ist die pauschale Anwendung des Modells meiner Meinung nach zumindest zweifelhaft. Umgehen kann man diesen Problem wahrscheinlich durch eine individuellere Anpassung der Belastungsstufen, wobei auch zügiges Gehen als Belastungsstufe eingeschlossen wird, um zuverlässiger das Basislaktat ermitteln zu können. Eventuell müssen bei Breitensportlern die Stufen auch verkleinert werden (was bei unserem Test teilweise schon geschehen ist).

Die Trainingsempfehlungen mit der DLKA (Dynamische Laktat Kinetik Analyse) sind empfindlich von den zuvor ermittelten aeroben und anaeroben Schwellen abhängig. Die Differenz der Pulswerte an der unteren und der oberen Schwelle des steady-state Bereichs wird auf 100% gesetzt (steady-state Pulsspanne oder SSPS). Der GAT1-Bereich beginnt damit beim Puls der aeorben Schwelle (AS-Puls) und endet bei 40% der SSPS plus AS-Puls. GAT2 schließt sich an und endet bei AS-Puls + 90% der SSPS. GAT3 endet eigentlich bei AS-Puls + 100% der SSPS und damit genau an der IANS. Offensichtlich wird dieser Bereich aber noch um zwei Drittel nach oben erweitert und endet ca. bei AS-Puls + 140% der SSPS.

In meinem Fall liegt die steady-state Pulsspanne zwischen 160 und 171 Schlägen pro Minute. Mein gesamter DLKA-Trainingsbereich muss sich also in diesem Bereich abspielen. U.a. bedeutet das GAT1-Training zwischen 160 und 164 Schlägen pro MInute! Das ist hart. Ich fühle mich bei diesem Puls (>83% Hfmax) sicherlich nicht mehr entspannt und nach einem netten Schwätzchen mit meinen Mitläufern. Gerade das aber steht in jedem Trainingsbuch über die Charakteristik von GAT1-Training.

Auf den Seiten von MED-Tronik ist ein Beispieldiagramm zu finden, welches vermutlich die Kurve eines Leistungssportlers mit einer Marathonzeit zwischen 2:30 h und 2:40 h zeigt. Diese Person hat 8 Belastungsstufen zwischen 8 und 22 km/h in 2km/h-Schritten durchlaufen. Ich dagegen hatte nur 5 Belastungsstufen, wobei ich ebenfalls bei 8 km/h angefangen habe, aber nur bis 16 km/h gekommen bin. Dadurch sieht meine Kurve auch wesentlich gröber aus als das Beispiel bei MED-Tronik. Die Vermutung liegt nahe, dass durch meine grobe Kurve auch die abgeleiteten Information zu „grob“ sind.

Vielleicht ist das jetzt auch nur viel Wind um nichts und mit meinen Werten ist alles in bester Ordnung. Vielleicht trifft aber auch eine dieser beiden Alternativen zu: entweder ist die Leistungsdiagnostik für mich als Amateursportler zu wenig angepasst gewesen oder solche Leistungsdiagnostik und die verwendeten Modell sind generell für Amateure wenig aussagekräftig. Zur Beantwortung dieser Frage werde ich wohl viel googlen müssen. Oder weiß barbara mehr?