Der Trend SUV als Familienauto

Wir hatten in der Vergangenheit bereits mehrfach erwähnt, dass unser guter alter VW T4 Multivan so langsam in die Jahre kommt. Auch wenn wir unseren „großen Roten“ eigentlich am liebsten behalten würden, so müssen wir uns wirklich immer dringlicher mit einem möglichen Ersatz im Sinne eines Familienautos beschäftigen. Nach kostenintensiven Restaurierungsmaßnahmen konnten wir den TÜV zum Glück von zwei weiteren Jahren Gnadenfrist überzeugen. Doch die Frage, was denn nun das richtige Auto für eine Familie, die gerne Sport treibt und viel unterwegs ist, sein soll, haben wir bislang nicht beantworten können.

Recherchiert man im Internet nach „Familienautos“, so finden sich in den Suchergebnissen vor allem drei Grundtypen wieder: Vans, Kombis und SUVs. Auf der Suche nach einem würdigen Nachfolger für unseren T4 haben wir uns mit dem Thema SUV als Familienauto etwas näher beschäftigt.

Was bedeutet „familientauglich“

Glaubt man zahlreichen Magazinen und Redakteuren, so gelten moderne SUVs als ideale Wegbegleiter für Familien. Doch was macht ein SUV, oder jedes andere Auto, eigentlich familientauglich?

Eine wichtige Entscheidung fällt bereits auf der Rücksitzbank. Auch wenn viele Familien vielleicht nicht mit mehr als zwei Kindern rechnen, so ist es nach unserer Meinung dennoch sehr wichtig, mindestens Platz für drei vollwertige Kindersitze nebeneinander zu haben. Sie wollen keine drei Kinder? Auch gut. Aber was, wenn Sie eine längere Strecke in den Urlaub fahren wollen und einer der Eltern, vor allem bei Kleinkindern, gezwungen ist, für spannende und motivierende Unterhaltung beim Nachwuchs zu sorgen? Ein vollwertiger Sitzplatz in der Mitte mit ausreichend Bewegungsfreiheit freut jeden Erwachsenen. Viele moderne Fahrzeuge legen jedoch mehr Wert auf eine gewisse sportliche Note als auf Praktikabilität – auch auf der Rücksitzbank. Stark ausgeformte Sitze machen aus vielen Autos nur noch 4+1 Sitzer. Und wer möchte sich gerne freiwillig auf einem unbequemen und viel zu schmalen Notsitz wiederfinden. Beim Thema Beinfreiheit freuen sich nicht nur die Passagiere in der zweiten Reihe über üppige Platzverhältnisse. Sie ersparen dem Fahrer und Beifahrer den ein oder anderen Tritt in den Rücken.

VW Touareg als Familienauto

Laut vielen Foren stellt der VW Touareg eine klare Empfehlung für Familien dar. Kann man mit einem Bus überall hin fahren, so soll dieses Auto tatsächlich überall hin kommen. Nun, diese gewagte These gilt es wirklich erstmal zu beweisen. Auch wenn wir es persönlich nicht überprüft haben, so sollen jedoch immerhin drei vollwertige Kindersitze (je nach Modell mit etwas Fummelei verbunden) in der zweiten Reihe Platz finden. Beim Thema  Beinfreiheit hinten kann der Touareg ebenso punkten wie beim exzellenten Sitzkomfort für Fahrer und Beifahrer. Nur bei der nutzbaren Fläche des Kofferraums zeigen sich erste Einschränkungen des Raumkonzepts. Für eine vier- bis fünfköpfige Familie ist das Volumen auf keinen Fall ausreichend. Eine Dachbox wird hier schon fast zu einem obligatorischen Zubehör.

VW Touareg als Gebrauchtwagen

Wir haben uns in den vergangenen Wochen einige gebrauchte Exemplare näher angesehen. Was bekommt man für ein Budget von € 15.000? Im Falle eines Touaregs nicht wirklich etwas Gutes. Zwar bietet sich dem Käufer eine enorme Bandbreite von 220 PS im V6 bis sagenhafte 450 PS im W12, jedoch scheiden sämtliche Benziner im Vorfeld aus, wenn man kein eigenes Ölfeld im Garten vorzuweisen kann. Der Durst der Motoren ist unter anderem mit dem sehr schweren Grundgewicht des Autos begründet. Bleiben die Dieselversionen. Aber auch hier gibt es Licht und Schatten. Der V10 Diesel mit seinen 5 Litern Hubraum bietet zwar exorbitante Zugqualitäten, jedoch ruft er auch ebensolche Unterhaltskosten auf. Aber wer kann schon von seinem Auto behaupten, dass es tatsächlich eine Boing 747 ziehen kann?!

Aber auch die kleineren, sinnvolleren Diesel haben mit dem Gewicht des Wagens zu kämpfen. Das zeigt sich nicht in schlechten Fahrleistungen, sondern eher im Verschleiß von Bremsen, Fahrwerk und vor allem Reifen. Alle besichtigten Exemplare zeigten Auflösungserscheinungen an allen vier Ecken. Auch muss jeder für sich entscheiden, ob er in ein ca. 10 Jahre altes Auto mit einer Laufleistung jenseits der 150.000 km investieren möchte. Kostenintensive Reparaturen an Mechanik und Elektrik sind hier in der Folge nicht auszuschließen. Neuere Modelle mit weniger Kilometern auf dem Tacho strapazieren jedoch das Familienbudget zu sehr.

Unser Fazit: Mit Sicherheit ist der Touareg ein bequemes Reisefahrzeug, das dank des (untersetzbaren) Allradantriebes mehr Orte erreichen kann, als es sich der durchschnittliche Besitzer erträumt. Abenteuerlich wird jedenfalls auch der Ausflug in die Stadt: Breite und Unübersichtlichkeit erschweren das Durchkommen in schmalen Gassen.  In Sachen Familientauglichkeit konnte uns der VW Touareg nicht überzeugen. Zu groß sind die Einschränkungen, die wir bei einem Umstieg in Kauf nehmen müssten. Auch das Kostenkapitel mit Steuer, Versicherung, Anschaffungspreis und laufendem Unterhalt lassen uns eher zurückschrecken.

Der Rivale Volvo XC 90 im Vergleich

Als Alternative zum VW Touareg kam uns als erstes der große schwedische Elch als Familienauto in den Sinn. Das (alte) Premium SUV Volvo XC 90 galt in Fachkreisen als Inbegriff für Familientauglichkeit. Verschiebbarer Mittelsitz in der zweiten Reihe, Kopfhörerausgänge für die zweite und dritte Sitzreihe und und und. Die Schweden haben sich vor 15 Jahren wirklich viel Mühe gegeben, ein für Familien perfektes Auto zu bauen.  Dem „alten Konzept“ merkt man aber die Jahre mittlerweile auch an. Die neue Generation, die 2015 auf den Markt kam, spielt auf dem Gebrauchtwagenmarkt noch keine Rolle.

Platz für alle Passagiere ist wirklich genug. Die Rücksitzbank nimmt wie der Touareg drei Kindersitze auf, die Reihe drei taugt auf kurzen Strecken im Notfall sogar für Erwachsene. Jedoch wirkte die Position hinter dem Lenker reichlich antiquiert und für mich als Sitzriese beengt. Der Kofferraum bietet eine enorme Grundfläche, die sogar unseren Chariot/Thule CX 2 aufnehmen kann. Begrenzt wird das nutzbare Kofferaumvolumen aber von der nutzbaren Höhe: Wirkt sich die tiefgezogene Fensterlinie positiv auf die Rundumsicht aus, verkleinert sie die Gepäck-Stapelhöhe deutlich. Das Fahrwerk sowie die Motor/Getriebe-Einheit hinterließ bei mir ebenfalls keinen sehr positiven Eindruck. Im direkten Vergleich wirkte sogar mein alter T4 im Fahrverhalten wie ein Sportwagen.

Unser Fazit: Der XC 90 ist ein wertstabiles, zuverlässiges Familienauto für Liebhaber alter schwedischer Autos. Auch der Charme des alten Designs gefällt uns. Es hebt sich positiv gegen den modernen, rundgelutschten Einheitsbrei moderner Autos ab. Mit dem neuen Modellzyklus hat sich dies leider etwas verändert. Der XC90 der ersten Serie ist  technisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Die Vorstellung von Familienurlauben in Schweden mit Zelt, Anhänger oder gar mit einer Hütte am See gefällt uns sehr, jedoch möchten wir nicht auf einem alten Elch dort hin reiten.