Trailrunning beim Transviamala: Ein (missglückter) Versuch des Wiedereinstiegs

Der Transviamala soll einer der schönsten Trailläufe in der Schweiz sein. Mitten durch die Viamala-Schlucht im Naturpark Beverin. Genau der richtige Lauf für mich als kleine Auszeit vom Familientrubel, wie ich finde. Zuletzt durfte mein lieber Mann die WalserTrailChallenge laufen, jetzt war ich mal an der Reihe. Trainingszustand (mal abgesehen vom ständigen Kinderwagen-berghoch-schieben) katastrophal, aber zwei Monate leichtes Training sollten eigentlich für die kurze Distanz von 11 km ausreichen. Da der Lauf schnell ausgebucht ist, meldete ich mich im Sommer kurzerhand an. Für die Familie suchten wir eine kleine, aber feine Übernachtungsmöglichkeit auf dem Viamala Campingplatz in Thusis. Eine Holzhütte namens „Woody“ – ohne Bad/Wasser/Klo, dafür aber mit Elektroheizung und Platz für uns vier. Das sollte ein richtiges schönes Familienwochenende werden. Ich fühlte uns bestens vorbereitet. Endlich wieder mal ein richtiger Lauf, auf richtigen Trails, mit richtigen Höhenmetern!

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Womit ich nicht gerechnet hatte, war der Herbst mit seiner Erkältungszeit…

Herbst ist Erkältungszeit – auch für Läufer

Die ganze Zeit über waren wir gesundheitlich gut drauf, aber genau drei Wochen vorm Transviamala erwischt es mich. Nur mich. Meistens geben wir die Infekte ja in der Familie reihum, aber diesmal war wirklich nur ich betroffen. Husten, Heiserkeit, eine Woche später gefolgt vom nächsten Infekt mit heftigem Schnupfen und wiederum Husten. Einen Tag vor der Abreise war ich zwar wieder einigermaßen fit, aber weit davon entfernt laufen zu können. Wir entschieden dennoch zu fahren, allerdings einen Tag später als geplant. Die Unterkunft war schließlich gebucht und den Lauf konnte ich nicht absagen. Die Rücktrittsversicherung hatte ich mal wieder nicht abgeschlossen und mein Mann konnte den Startplatz aufgrund einer Verletzung nicht übernehmen. Also entschied ich mich für eine Ummeldung auf die Walking-Klasse. Walking ist eigentlich gar nicht mein Ding, damit hatte ich schon während der Schwangerschaften immer zu kämpfen. Die Vorstellung gar nicht zu laufen empfand ich aber als noch frustrierender.

Ummelden auf die Walking-Klasse beim Transviamala

Das Ummelden war zum Glück ganz einfach, da geht ein ganz dickes Lob an die Organisatoren! Nur von dem etwas leeren Starter-Sackerl war ich anfangs ein wenig enttäuscht: Startnummer mit Chip, ein paar Gutscheine (Pasta am Ziel, Eintritt in die Viamala-Schlucht, Kaffee an der Raststätte), die optisch aufgrund ihrer Größe leider etwas untergingen, und: ein feuchtes Brillenputztuch. Mir fehlte tatsächlich Werbung… Prospekte… Laufzeitschriften… Flyer für andere Läufe… Sonst nerven mich immer diese Papierberge, aber wenn sie fehlen, ist das Sackerl einfach zu leer. Aber um es schon mal vorweg zu nehmen, das Finisher-„Säckli“ mit Käse, Birnenbrot und Wurst ist dafür einfach nur lecker! Aber zum Lauf zurückzukommen: Ich war froh, ummelden zu können, fühlte mich gerüstet und halbwegs motiviert.

Interkulturelle Verständigung in der Schweiz

Die Vorfreude auf den Transviamala Lauf konnten mir selbst die Schweizer Jugendlichen nicht nehmen, die auf dem Rückweg zum Campingplatz unser „Hallo“ mit „Das sind ja Deutsche, das sind Nazis“ quittierten. Eine ganz liebe nette Camping-Nachbarin, ebenfalls aus der Schweiz, hat dieses Gefühl des „Nicht-Willkommen-Seins“ zum Glück ganz schnell wieder wett gemacht. Trotzdem überlegten wir lange, wie man auf das freundliche „Grüezi“ der Schweizer in Zukunft am besten reagiert ohne gleich als Deutsche erkannt zu werden. Ebenfalls mit „Grüezi“? Eher nicht… zumindest hatten wir aus der Schweiz-Zeit noch gelernt, dass man als Deutscher niemals versuchen sollte Schwyzerdütsch zu sprechen. Das käme gar nicht gut an, wahrscheinlich mindestens genauso wenig wie unser „hallo“. In Zukunft werden wir es mal mit „Servus“ und „Griaß eich“ oder gar französisch mit „Salut“ versuchen. Ich bin gespannt, welche Reaktionen wir dann ernten werden 🙂

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Die Viamala Schlucht von oben

Den Start am nächsten Tag habe ich dann aber doch verpasst. Ein 100-Meter-Jogging-Testlauf am frühen Morgen mit den Kindern quer über den Campingplatzendete in einem furchtbaren Hustenanfall. Hinzu kam, dass ich mich so gar nicht nach Wettkampf fühlte, erst recht nicht mit Stöcken und nur gehend (wobei laufend ja aus gesundheitlichen Gründen bereits ausgeschieden war). Schade, aber die Gesundheit geht vor. Aus der kleinen Auszeit für mich wurde ein schöner Familienausflug. Wir haben unsere Siebensachen gepackt und sind mit dem Auto durch die wirklich beeindruckende Viamala-Schlucht gefahren. Hier und da konnten wir stehenbleiben und die Läufer von oben anfeuern. Den Zielort Donat haben wir links liegen lassen und sind weiter hoch nach Lohn, mitten in den Naturpark Beverin, um dort den Klang-Erlebnisweg tùn resùn gemeinsam zu erkunden.

FAZIT: Wer gerne läuft und mit seiner Familie ein schönes Wochenende mit fantastischer Schweizer Alpenkulisse verbringen möchte, hat mit dem Transviamala wirklich alle Möglichkeiten von Kurzstrecke Laufen/Walking bis hin zum Trailmarathon. Für den nicht-laufenden Rest der Familie wiederum gibt es so viel im Naturpark zu entdecken, dass man dort durchaus ein verlängertes Wochenende verbringen kann. Über die App des Naturparks Beverin findet jeder eine passende Tour (bei uns war es der Klangwald).

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Irgendwann werde ich den Transviamala auch noch einmal probieren und selbst durch die Viamala Schlucht laufen – versprochen!

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