Nach einer Woche Skifahren im Zillertal Höhentrainingslager und einer weiteren Woche Trainingsverweigerung (Die Oberschenkel! Die Kälte! Und überhaupt!) habe ich mich heute zum ersten Mal nach dem Neujahrslauf für knappe 10 km auf die Straße begeben.  Mit der Begründung „Ich muss. Der Marathon“ bin ich der Temperaturfrage ausgewichen und habe außerdem selbstbewusst lächelnd meine Icebugs aus dem Koffer gekramt und und meiner Mutter präsentiert.

Beim Anlegen der Laufkleidung hatte ich dann allerdings doch eine leichte Assoziation in Richtung Ritterrüstung. Ab drei Schichten auf jedem Körperteil wird das Ankleiden doch aufwändig. Dafür sagt mir das erste Gefühl beim Verlassen des Hauses, dass ich mich für mittlerweile als mild empfundene -4°C genau richtig angezogen hatte. Das Gefühl hielt zum Glück bis zur Rückkehr nach 75 Minuten an.

Die Icebugs hatte ich erst nach längerem Abwegen angezogen, da mir irgendjemand Angst gemacht hat, man würde das Profil auf purem Asphalt relativ schnell ablaufen. Da vor unserem Haus der Winterdienst sehr gut funktioniert, hätten es auch die normalen Laufschuhe getan. Nach 300 m traf ich hinter der nächsten Häuserecke auf den ersten ungeräumten Gehsteig und lobte mich für meine Icebug-Entscheidung. Außerdem fiel relativ schnell auf, dass sowohl die Sohle als auch das Obermaterial wesentlich stärker dämmt als ich das von den leichten Laufschuhen kenne, die ich im schneelosen München bei Minusgraden getestet hatte.

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Auf einer außerörtlichen Straße stand dann plötzlich ein Verbotschild. Nanu? In lockerem Trab überschritt ich eine Bergkuppe und erblickte, dass der Winterdienst genau bis zu jener Kuppe die Straße vom Schnee freigfräst hatte. Da der gesamte Schnee der Umgebung auf der Straße lag, war das Feld nahezu schneefrei. Und tiefgefroren. In weiser Voraussicht hatte ich beim Fahrtspiel zum Neujahrslauf 5 Minuten Ackerlaufen angeordnet und profitierte nun von diesen wertvollen Trainingserfahrungen.

Nach dem nächsten dorf ging es auf einem freigefrästen Radweg weiter. Am Horizont war die Fräse aber zu sehen, was meine Befürchtung nährte, ich müsste bald durch tief Schnee weiter. Dem war zum Glück nicht so, da von der anderen Ortschaft her ebenfalls schon geräumt worden war. Nach jener aber kam ein neuer Radweg und der hielt dann endlich eine unumgehbare Tiefschneestrecke bereit. Die Fräse war wieder am Horizont zu sehen – bewegte sich diesmal aber auf mich zu. Nunja, ich hätte warten können. Aber wozu habe ich Icebugs?! Definitiv nicht, um nach knöcheltiefem Einsinken keinen Schnee in den Schuhen zu haben. Weniger als 2 km vor der Haustür war ich dann doch abenteuerlustig genug, es trotzdem zu versuchen. Aufgrund meiner Leichtfüßigkeit des starken Frosts sank ich dann nur gelegentlich tief ein und gelangte mit trockenen Schuhen zur Fräse. Der Fahrer hatte ein Herz für Läufer und stoppte sogar kurzzeitig, damit ich mich nicht durch ein Schneewehe auf die Staatsstraße stürzen musste, um seinem bissigen Arbeitsgerät zu entgehen.

Alles in allem ein traumhafter Winterlauf – das nächste mal schalten wir noch die Sonne dazu und es wird perfekt.