Den Weg vom Allgäu hinauf zum nördlichsten Punkt Deutschlands auf der Insel Sylt zu finden ist nicht kompliziert: immer geradeaus der A7 folgen. Nur ist es mit dem Auto eine ganz schöne Fahrerei. In unserem Fall: zwei Tage und 1100 km zu viert in unserem kleinen Familienauto. Was mich am meisten erstaunt hat: Diverse Verzögerungen durch Staus, Pipi-Pausen, und noch mehr Staus, haben zu keinen größeren Familien-Dramen im Auto geführt. Wir sind alle zwar erschöpft, aber gut gelaunt, auf Sylt angekommen. Vielleicht lag es daran, dass wir uns zwischendrin immer mal wieder Zeit für eine Pause genommen haben, inklusive einer geplanten Übernachtung an der A7. Und zwar genau dort, wo ich schon lange einmal hin wollte: in der Lüneburger Heide.

Stop-over an der A7: Das kleine Landhaus bei Bispingen

Wir haben ein großes Talent unsere Urlaube so zu legen, dass gerade dann alle anderen Bundesländer Schulferien haben. Außerdem sind wir mit unseren Reiseplanungen meistens ziemlich spät dran. So auch diesmal: Die Suche nach einer netten Übernachtungsmöglichkeit an der A7 hat sich eine Woche vor Reisestart durchaus als etwas kompliziert erwiesen. Schließlich wollten wir ein schmuckes und günstiges Familienzimmer, das idealerweise im Grünen (oder alternativ direkt in der City) liegt und genügend „Auslauf“ für die Kinder bietet. Leckeres Abendessen wäre auch noch schön, Frühstück bitte inklusive. Nun ja…. das ist gar nicht so leicht gewesen. Fast alles ausgebucht. Gesucht haben wir zwischen Kassel und Hamburg, fündig geworden sind wir am Ende mit viel Glück in Bispingen in der Lüneburger Heide, und zwar mitten im Naturpark Lüneburger Heide.

Das kleine Landhaus Bispingen wurde erst vor zwei Jahren umfassend renoviert und bietet individuelle Zimmer zu fairen Preisen. Erreichbar ist es unweit der Ausfahrt Bispingen. Wir hatten das Familienzimmer „Harlekin“ ergattert mit zwei Bädern, zwei Kinderbetten und einem Doppelbett. Unsere Ankunft war spät, mit einem herzlichen „Moin“ aber sehr freundlich. Unsere Gastgeber Anja Troullier und Olaf Adler haben uns freundlicherweise das leckere Essen warm gehalten. Auch an die Kinder wurde gedacht: Sie bekamen extra Kinderteller mit „Nudeln ohne nichts“, ganz wie von den beiden Lütten gewünscht. Einen besseren Start in den Urlaub kann man sich kaum wünschen.

Spaziergang durch die Lüneburger Heide

Leider war es nach unserer Ankunft bereits dunkel, aber dank unserer Stirnlampen konnten wir uns draußen am Spielplatz und auf der großen Wiese vor dem Haus noch einmal richtig austoben. Das Landhaus liegt herrlich grün und ruhig, mitten in der Heide bei Oberhaverbeck im Naturpark Lüneburger Heide. Von dort aus lassen sich richtig schöne Ausflüge auch mit den Kindern unternehmen. Wie schade, dass wir am nächsten Tag schon wieder aufbrechen mussten!

Eine mini-mini-mini-kleine Runde durch die Lüneburger Heide musste am nächsten Morgen dann doch noch sein, auch wenn wir kaum eine Chance auf lila blühende Heide hatten (Faustregel für die Heideblüte: 8.8. bis 9.9.). Schließlich wollte ich dort schon seit vielen Jahren hin. Hinter dem Haus startet ein kleiner privater Rundweg, der Sonnenweg. Er führt auf sandigem Boden durch den Wald, vorbei an alten, knorrigen Eichen, mitten durch die Heide und am Ende hinauf auf einen richtigen kleinen Berg, den Turmberg mit 135 m ü. M. Ein kurzweiliger Abenteuerweg von 30-45 Minuten, auf dem wir sehr viele hübsche, bunte Steine gefunden haben, Reste blühender Heide (ja, wir haben tatsächlich ein paar Blüten gefunden!), einen Langohr-Hasen und viele Spuren von Wildschweinen und Wild. Am Ende geht es entlang der Dorfstraße vorbei an Heidschnucken und alten Häusern mit tief gezogenen Reetdächern.

Wir fühlten uns in eine andere Welt hineinversetzt, so ganz anders als das bergige Allgäu. Ausgeschlafen, mit einem leckeren Frühstück gestärkt und mit viel frischem Sauerstoff in den Lungen, konnten wir uns gut gelaunt auf unsere Weiterreise nach Sylt begeben. Aber die Lüneburger Heide ist für uns damit noch lange nicht abgehakt. Ich will dort unbedingt noch einmal hin, um den Heidschnuckenweg zu laufen. Und unsere Tochter lässt das VERRÜCKTE HAUS, direkt an der Ausfahrt Bispingen gelegen, nicht los. Sie fragt sich immer noch, warum es auf dem Kopf steht. Übrigens auch ein netter Pausenort mit Kindern an der A7.

Macht doch öfter mal Pause

Generell finde ich, dass wir Autofahrer uns viel zu selten Zeit für eine Pause nehmen, geschweige denn für eine Übernachtung. Wenn Pause, dann Pipi-Pause an einer Raststätte, weil man sowieso tanken muss. Maximaler Bewegungsradius: ein Rasthof hinter der nächsten Ausfahrt, idealerweise mit einem McDonalds oder Burger King bestückt, denn da weiß man, was man hat. Ich persönlich finde das ganz schlimm, viel lieber halten wir spontan, entfernen uns ein paar Meter weiter von der Autobahn und schauen uns dort um. Gerne kombiniert mit einem kleinen Spaziergang und einem Picknickkorb. Es gibt so wunderschöne Gegenden, an denen man einfach vorbeirast ohne zu realisieren wie schön es neben der Autobahn aussieht.

Mit Übernachtungen ist es noch schlimmer: Ja, eine hübsche Zwischenübernachtung an der Autobahn zu finden bedeutet Zeit: Zeit bei der Suche, Zeit, die man am Urlaubsort weniger hat. Aber es bedeutet auch Kraft: körperlich Kraft tanken, den Geist erfrischen und entspannt weiterfahren. Und Inspiration: neue Gegenden erkunden, an denen man ansonsten vielleicht einfach mit dem Auto vorbeirauschen würde. Und somit ist eine Zwischenübernachtung auch nichts anderes als ein Teil der Reise und des Urlaubs.

Wie macht ihr das, rauscht ihr einfach durch oder nehmt ihr euch Zeit für Pausen? Welche Zwischenstopps an der A7 findet ihr empfehlenswert?

Falls euch dieser Artikel interessiert hat, schaut doch mal in unserer Rubrik „Pausenorte“ vorbei, dort sammeln wir noch mehr Zwischenstopps.



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