In unserer Familie hat gerade die große Runde der Superlative in Deutschland begonnen: höchster, tiefster, westlichster, östlichster, nördlichster und südlichster Punkt. Sie alle wollen besucht werden. Beim südlichsten Punkt wollten wir unbedingt dabei sein, ist es doch der einzige, den man selbst erlaufen muss. Zu allen anderen kann man entweder das Auto, oder die Bahn nehmen.

Der südlichste Punkt Deutschlands

Der südlichste Punkt Deutschlands liegt auf 1.883 m Höhe in den Allgäuer Alpen am Dreiländereck Bayern-Tirol-Vorarlberg, und zwar südöstlich des Haldenwanger Ecks auf einem Sattel, markiert durch einen relativ großen Grenzstein mit der Nummer 147. Wir haben uns verschiedene Varianten angeschaut, wie man am besten mit zwei Rentnern und zwei (Klein-) Kindern dorthin gelangen könnte. Eine etwas längere Variante geht von Oberstdorf aus, diese fiel aber aufgrund des langen Zustiegs von fast 10 km über Teerstraße von vornherein als Option raus. Die kürzeste Variante startet in Lechleiten in Österreich. Dort wiederum gibt es zwei Möglichkeiten: über den Schrofenpass um den Gehrner Berg herum, oder direttissimo von Warth (Österreich) steil nach oben.

Sind wir mal ehrlich: Keine dieser Touren ist wirklich ideal für Kleinkinder oder Rentner im Alter von 75 und 80. Deshalb haben wir uns für kurz und knackig, also „direttissimo“, entschieden. Um die Sache auch für die Kinder interessanter zu gestalten, wurde aus dem Vorhaben gleich ein verlängertes Wochenende auf dem Tiroler Bio-Bergbauernhof Gehrnerhof in Warth, Gemeinde Steeg. Äußerst praktisch fanden wir, dass der Bauernhof quasi unterhalb des südlichsten Punktes Deutschlands, nur eben auf österreichischer Seite, liegt und wir uns Anfahrt und Zustieg sparen konnten.

Urlaub auf dem Bio-Bergbauernhof Gehrnerhof

Der Bio-Bergbauernhof Gehrnerhof ist ein liebevoll gepflegter Bauernhof auf 1500 m Höhe. Im Winter ein toller Ausgangspunkt zum Skifahren, in der schneefreien Zeit zum Wandern oder einfach nur Entspannen. Wir wurden sehr freundlich von Lisbeth und Franz Fritz empfangen, hatten ein urig-gemütliches Familien-Appartement und wurden abends mit vielen kleinen Gängen lecker verköstigt. Für die Kinder gab es draußen allerlei Tiere zu entdecken: Hasen, Hühner und vor allem Kühe. Unser Aufenthalt fiel zufällig mit dem dortigen Almabtrieb zusammen. Danach durfte unsere Große beim abendlichen Melken im Stall dabei sein, was für sie sicherlich mit das größte Highlight des Wochenendes war (neben ihrer Schlafkoje und Oma und Opa).

Vom Gehrnerhof zum Grenzstein 147

Leider hatten wir mit dem Wetter so gar kein Glück. Vorher Sonne, danach Sonne, aber an genau dem Wochenende sollte die Schneefallgrenze auf 1700 m fallen – mit Dauerregen. An sich haben wir nichts gegen Touren im Regen, unsere Kinder aber leider schon. Und auch der von uns gewählte Weg zum südlichsten Punkt Deutschlands sollte bei Regen eher gemieden werden, da er dann noch rutschiger wird als er es sowieso schon ist. Kurzum: Wir blieben mit den Kindern am Bauernhof und unternahmen von dort aus kleinere Spaziergänge mit dem Laufrad und unserer Kraxe. Der südlichste Punkt muss warten bis das Wetter besser ist und die Kinder größer sind. Die beiden Rentner unter uns aber waren schon einen Tag früher vor Ort und konnten den vorerst letzten Sommertag zum Aufstieg nutzen. Nach ihrer Beschreibung war die Strecke nicht ohne: Anfangs asphaltiert, dann Schotter, steil und breit, später eine halbwegs flache Kuhweide, danach aber nur noch steil, sich durch Bäume in engen Kurven hinaufschlängelnd, später durch Latschen und über mit Gras überzogene Felsblöcke, die bei Nässe schnell matschig und rutschig werden. Der Weg ist zwar markiert, aber aufgrund der vielen Kuhpfade sollte man immer gut die Augen aufhalten, um sich nicht zu versteigen.  Am Ende sieht man schon die Grenzerhütte und etwas unterhalb des Haldenwanger Ecks den südlichsten Punkt Deutschlands mit dem Grenzstein 147. 

Wir sind bei einem der Spaziergänge den Weg nur kurz angelaufen und ich empfand ihn mit einem Kind in der Kraxe und dem anderen an der Hand schon sehr steil (und überhaupt nicht kindgerecht). Ich habe größten Respekt vor meinen Eltern, dass sie diesen Weg mit ihren 75 und 80 Jahren so souverän bis zum Grenzstein und zurück gelaufen sind. Wenn unsere Kinder älter sind, werden wir uns wahrscheinlich eher die anderen beiden Aufstiegsvarianten (Schrofenpass bzw. von Oberstdorf herüber) näher ansehen. Sie erscheinen mir leichter im Sinne von abwechslungsreicher und weniger knackig-direttissimo-steil.

Wer sich über die Variante ab dem Gehrnerhof interessiert, findet die Tour hier:

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