Viele Kinder klettern gern, meistens sogar noch bevor sie laufen können – übers Sofa, Stühle, die Treppen hinauf, auf Bäume oder Felsen. Hauptsache, es geht irgendwie hoch, am besten ganz hoch. An Ausrüstung braucht es dafür nicht viel – weder Kletterschuhe noch Klettergurt, nur Hände und Füße.
Unsere Tochter ist auch so ein Kletteräffchen, vor allem unsere Theke (mit Überhang!) und der Apfelbaum haben es ihr angetan. Da wir unsere Wohnung nicht unbedingt als einen geeigneten Ort zum Klettern empfinden, zog es uns recht früh mit ihr an die Kletterwand. Und das, obwohl wir Großen uns definitiv nicht als Kletterer bezeichnen würden.
Erste Kletterversuche und was es dafür braucht
Absolutes Lieblings-Ausflugsziel war anfangs der Kinderbereich der DAV Kletterhalle Thalkirchen in München (von dort kann man so schön den Profis zuschauen), später dann der Parker Outdoor Hochseilgarten am Chiemsee. Vorteil gegenüber der Wohnung: Es kann nicht so viel kaputt gehen. Auch die benötigte Ausrüstung war zu Beginn recht übersichtlich: Sie ging entweder barfuß zum Klettern, trug ihre leguanitos, Gymnastikschuhe, oder draußen im Kletterwald ihre Filiis und Outdoor Sandalen. Wir Erwachsenen blieben in der Halle hingegen strümpfig (im Endeffekt ging es nur ums Sichern), für draußen hatten wir unserer Trailrunning-Schuhe.
Die ersten Jahre funktionierte das prima. Mittlerweile ist unsere Tochter allerdings sechs Jahre alt und hat die Boulderhöhle im Kletterzentrum für sich entdeckt. Sie klettert immer mutiger, immer höher und würde am liebsten ständig bis hoch an die Decke kraxeln. Unsere Anfänger-Kletterausrüstung stößt an ihre Grenzen. Mit Barfußschuhen klettern ist prinzipiell zwar möglich, ab einem gewissen Niveau aber einfach nur mühsam. Mit den Barfußschuhen fehlt unserer Tochter an vielen Stellen der Grip, sie kann nur wenig Kraft auf den Zeh übertragen und schlägt sich häufig die Zehen an. Das tut weh, frustriert und verdirbt den Spaß. Es hilft nichts, echte Kletterschuhe müssen her.
„Kletterschuhe für Kinder, gibt es so etwas überhaupt?“
Dies war meine erste Frage, und zwar seit die Kleine das erste Mal an der Wand hing. Es war die besorgte Frage einer Mutter, die für ihre Tochter und die Füße ihrer Tochter nur das Beste möchte – und zwar freie Entfaltung (auch in Sachen Füße und Zehen :-)). Aber wie soll das bitte in Kletterschuhen funktionieren?
Ich selbst besitze keine Kletterschuhe mehr. Seit ich fast ausschließlich Minimal- oder Barfußschuhe trage, empfinde ich meine La Sportiva als unerträglich eng – so eng, dass ich gar nicht mehr klettern gehen möchte. Ein letzter Versuch endete mit dem Verkauf der Schuhe auf dem Second Hand Markt.
Kletterschuhe und Barfußlaufen: ein Widerspruch in sich?
Ich suchte in diversen Barfußforen Rat – vielleicht gibt es ja doch einen Kletterschuh, der für Barfußläufer geeignet ist. Wirklich fündig wurde ich nicht.
Es gibt wohl Kletterschuhe mit flacher Sohle, die nicht ganz so eng und somit für Anfänger geeignet sind. Ein heißer Tipp aus der Barfuß-Community waren beispielsweise Five Fingers (zumindest für die ersten Versuche an der Wand). Und doch wurde mir selbst von Barfußläufern, die viel und gerne klettern, signalisiert, dass der Kletterschuh eng sitzen muss, um genügend Kraft im Fuß auf die Zehen und somit auf den Fels / Tritt zu übertragen. Stichwort: Vorspannung und Downturn, d.h. in der Sohle wird eine Spannung aufgebaut bzw. die Sohle entsprechend geformt. Wer mehr dazu erfahren möchte, kann hier bei den Bergfreunden weiterlesen.
Knallenger Fußraum und vorgeformte Sohle sind für fortgeschrittene, leistungsorientierte Kletterer unabdingbar. Sie widersprechen aber leider auch in jeglicher Hinsicht dem Barfußprinzip. Natürlich kann ich es so handhaben wie die meisten Kletterer: hoch die Wand, Schuhe aus. Aber trotzdem werde ich die Frage nicht los: Wenn ich mich als Anfängerin und Spaß-Klettererin in Kletterschuhen schon so schrecklich eingeengt fühle, wie wird es dann erst für Kinder sein?
Es gibt auch bequeme Kinderkletterschuhe
Die ehrliche Antwort dazu kam auf einer Kinderklettergeburtstagsparty im Kletterzentrum. Die Kinder im Alter von 6-7 Jahren bekamen Leihschuhe und das Jammern ließ nicht lange auf sich warten: „Sind die eng! Aua!“. Die Antwort vom Trainer: „Das sind Kletterschuhe, das muss so sein“. Nein, das muss es nicht, zumindest nicht für Anfänger. Denn ein Mädchen jammerte nicht, und zwar unsere Tochter. Sie trug den La Sportiva GripIt Kinderkletterschuh und wollte ihn gar nicht mehr ausziehen.
Ehrlich gesagt, sind wir durch Zufall (eine Pressemitteilung) auf den Schuh gestoßen und ich hätte niemals erwartet, dass ich am Ende so begeistert sein würde. Der GripIt, ein Kinderkletterschuh der LaspoKid Linie von La Sportiva, geht definitiv als Barfußschuh durch: breite Zehenbox, dünne und biegsame Sohle, wenig Gewicht, keine Sprengung. Hinzu kommt das patentierte Schnürsystem mit Klettverschluss (Fast Lacing System), welches für optimale Passform sorgt.
Überhaupt steckt der ganze kleine Schuh voller Technologie, die den Nachwuchs beim Klettern unterstützen soll. So bietet die FriXion Außensohle perfekten Grip am Fels und an der Wand – definitiv mehr Grip als es einer unserer Alltags-Barfußschuhe je könnte. Was uns aber besonders gefallen hat, sind La Sportiva Begriffe wie „Zero-Press-Construction“ und „No-Edge Technologie“, die im Endeffekt nichts anderes sagen als: keine Druckstellen, hervorragende Druckverteilung. Trotz Kletter-Funktionalitäten, bringt der Schuh alles mit, was der Kinderfuß für eine gesunde Entwicklung benötigt. Die Sohle ist schön dünn, die Kinder können den Fels und jedes kleine Steinchen fühlen – wie Barfußlaufen an der Wand.
Unsere Tochter jedenfalls ist so begeistert von ihrem GripIt, dass sie ihn am liebsten auch im Alltag anziehen würde. Und ich bin beruhigt, dass ihre Füße bei ihrem neuen Hobby nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
Für mich als Wiedereinsteigerin habe ich noch nicht die perfekte Lösung gefunden. Zuletzt wurde mir der La Sportiva Finale VS empfohlen mit breitem Fußbett und einer Sprengung von 5 mm. Schade, dass es den GripIt nur bis Größe 36 gibt.
Welche Kletterschuhe für Barfußläufer und Kinder könnt ihr empfehlen?
Übrigens, wer auf der Suche nach Klettergärten für die Kleinsten ist, wir haben ein paar Adressen zusammengesammelt: https://matschbar.com/klettersteig/
Hinweis: Dieser Artikel ist Teil der Artikel-Serie Schuhe für Outdoor-Kinder.
Noch ein Hinweis: Das eine Paar GripIt wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt, was uns nicht davon abhalten wird, ein weiteres Paar zu kaufen, sobald diese zu klein geworden sind. Der Artikel spiegelt unsere ehrliche Meinung wieder. Er enthält außerdem Affiliate Links. Wenn ihr über dieses Links einkauft, erhalten wir eine kleine Provision und freuen uns. Für euch kostet der Einkauf dadurch nicht mehr. Lest den Outdoor Blogger Codex für mehr Informationen über Bloggertransparenz.
Hallo, kann man die Schuhe nicht als Kletterschuhe sondern für outdoor (Stadt, Spielplatz, steinige Wege nutzen)? Sind die Füße durch die Sohlen dann ausreichend vor Verletzungen geschützt?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort!
Hallo,
bei dem La Sportiva GripIt handelt es sich in erster Linie um einen Kletterschuh, und genau dafür ist der Schuh natürlich konzipiert und gestaltet. Aber natürlich hält sich kein Kind an diese Vorgabe 😉 Unser Kleiner rennt zum Beispiel liebend gern mit dem Schuh durch die Kletterhalle (natürlich nur wenn Platz ist). Wichtig ist dann allerdings nur, dass der Schuh genug Zehenraum bietet und der Fuß in alle Richtungen arbeiten kann. Eben einfach deutlich weiter sitzt, als bei der Verwendung als Kletterschuh. Schutz bietet der Schuh denke ich auch ein wenig, zumindest ist an jedem einzelnen Zeh die Sohle etwas hochgezogen. Zur Sohle an sich sind allerdings noch zwei Dinge anzumerken: Sie ist glatt und hat keinerlei Profil. Sobald es also etwas nässer und rutschiger wird, bietet der Schuh voraussichtlich keinerlei Grip mehr. Von daher ist der Einsatzbereich doch auch wieder sehr eingeschränkt. Weiter ist ein Schutz durch die Sohle gegen Spitze Gegenstände wahrscheinlich auch sehr eingeschränkt, schließlich soll man ja durch den Schuh „die Wand spüren“ können. Hier sei allerdings bemerkt, dass ein Leguanito auch keinerlei Schutz bietet – wir hatten schon einen Durchstich eines herumliegenden Nagels bis in den Fuß.
Kurzum: Was soll dich davon abhalten, den Schuh draussen einzusetzen? Du musst eben nur berücksichtigen, dass er nicht dafür gemacht ist.
Viele Grüße,
Philipp
Danke für deinen Bericht. Ich habe vor, diese Schuhe auch für meine Tochter zu kaufen. Kannst du etwas dazu sagen, wie sie ausfallen? Eine Amazon-Bewertung sagt, dass sie 1 cm kürzer sind, als in der Maßtabelle angegeben.
Und habt ihr trotzdem einen Zuwachs von 1,7 cm dazu genommen oder ist der Kletterschuh-Effekt dann komplett weg?
Danke schonmal. 🙂
Es stimmt, dass der La Sportiva GripIt etwas klein ausfällt, wobei das wiederum relativ zu sehen ist, da der Schuh zwei Größen überbrückt. Ob du jetzt eine +12 Reserve einrechnen möchtest, liegt ganz am Einsatzzweck und an den Ambitionen, die dein Kind damit hat. Unser Kleiner zum Beispiel rennt mit dem Schuh sehr viel (in der Kletterhalle) umher und macht gerade seine ersten Boulerversuche. Er trägt sie lieber mit etwas Luft vor den Zehen, eben wie einen echten Barfußschuh. Unsere Große hingegen ist schon etwas „professioneller“ an der Kletterwand unterwegs und möchte mehr Grip und Gefühl für die Tritte haben. Da darf es ihrer Meinung nach auch schon enger werden.
Wenn du noch kurz Geduld hast: Den GripIt gibt es demnächst auch bei uns im Shop – mit detaillierten Größenangaben 🙂
Hallo, nochmal ich. Danke für die Antwort. Die Schuhe hab ich im Shop schon entdeckt und möchte sie jetzt auch kaufen. Kannst du mir eine Größenempfehlung geben? Die Fußlänge ist 17,6 cm, sie wächst (je nach Marke) gerade in Gr. 30 hinein. Der Schuh soll hauptsächlich zum Klettern dienen, darf also entsprechend kürzer/enger ausfallen. 29/30 oder eher 31/32? 🙂
Hallo Helen,
na da trifft es sich doch prima, dass ich heute im Lager war und alle Schuhe ausgemessen habe 🙂
Ich kann die die exakten Maße (in mm) geben. Wir messen unsere (normalen) Schuhe immer mit +12 aus, sprich wir lassen eine Wachstumsreserve im Schuh.
Größe — mm — „+12“
26 — 150 — 22
28 — 170 — 25
30 — 180 — 27
32 — 200 — 30
34 — 210 — 31
36 — 220 — 33
Wenn deine Tochter jetzt gerade 176mm Fußlänge hat, dann passt die 30 wie angegossen. Aber eben auch nicht wirklich lange.
Jetzt musst du einschätzen, wie ambitioniert sie schon klettert und ob nicht eine 32 besser wäre. Bitte bedenke dabei, dass durch die verstellbare Ferse der Schuh etwas kleiner gemacht werden kann.
Wir lassen unsere Tochter lieber mit ein wenig „Luft“ klettern – ihre Füße werden früher oder später in „echten“ Kletterschuhen genug gequält.
Liebe Grüße,
Philipp
Vielen Dank für die Beratung! 🙂
Was bedeuten denn die Zahlen recht in deiner Tabelle?
Ich hab jetzt erstmal 30 genommen. Sie klettert derzeit sehr leidenschaftlich, aber auch noch in 6 Monaten? 🙂
Liebe Grüße
Hallo Helen,
kennst das Schuh-Messgerät „plus12“? Hier wird ausgehend von der Innenlänge eines Schuhs 12mm Wachstumsreserve geben.
In der Tabelle würde das bedeuten, dass ein LaSportiva in Größe 30 eine Innenlänge von 180mm hat, was einem normalen Barfußschuh der Größe 27 als Empfehlung entsprechen würde.
Bei einem gut genutzten Kletterschuh ist das natürlich leider hinfällig, da man nicht einen Zentimeter Luft vor dem Fuß haben möchte 🙂
Viel Spaß beim Klettern mit deiner Kleinen – schick doch mal ein Foto!
Liebe Grüße,
Philipp